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Wozu müssen Baumwollfasern gemischt werden?

1. Grund: Homogene Faserzufuhr – Das Mischen von Baumwollfasern ist eines der ältesten Verfahren der Spinnerei. Spinnereien kaufen Baumwollballen mit unterschiedlichen Fasereigenschaften. Keine zwei Ballen weisen identische Stapellänge, Micronaire-Werte, Stärke, Rd oder +b auf. Die unterschiedlichen Baumwollballen müssen deshalb gemischt werden, um homogene Mischungen mit akzeptablen durchschnittlichen Fasereigenschaften zu produzieren.

2. Grund: Ballengruppierung – Wir verarbeiten Baumwollballen nicht einzeln, sondern eine Reihe verschiedener Ballen gemeinsam. Das wird als „Ballenvorlage“ bezeichnet. Eine Ballenvorlage kann aus 30 bis 60 Ballen bestehen, die nacheinander verarbeitet und dabei gemischt werden. Das Mischen sorgt für durchschnittliche Eigenschaften der Ballenvorlage.

3. Grund: Kostenoptimierung – Spinnereien verwenden möglicherweise Baumwolle, die zu unterschiedlichen Preisen eingekauft wurde. Durch das Mischen können also die Baumwollkosten minimiert werden, denn teure, hochwertige Baumwolle kann mit günstiger von mittlerer Qualität gemischt werden.

Was sind die entscheidenden Voraussetzung für das Mischen von Baumwolle?

  • Die Baumwollballen müssen im Lager unter den gleichen Umgebungsbedingungen aufbewahrt werden.
  • Vor dem Mischen müssen alle Baumwollballen in der Vorlage vorbehandelt werden. Eine hohe relative Luftfeuchtigkeit (70 oder höher) oder eine niedrige (55 oder geringer) kann sich negativ auf die Faserleistung auswirken.
  • Die zur Vorlage verwendeten Baumwollballen sollten ganz ähnliche Fasereigenschaften aufweisen: Abweichungen bei der Stapellänge unter 0,1 Zoll (2,5 mm), bei Micronaire unter 0,5, bei Faserstärke um die 1,2 g/tex und bei +b um die 1,0.
  • Bei unterschiedlichen Ballenvorlagen zur Herstellung desselben Garns sollten mit den oben genannten Werten auch Unregelmäßigkeiten bei Garnqualität, Barré und Farbabweichungen bei der Gewebefärbung vermieden werden.
  • Die Wahl der Baumwollmischung hängt vom zu produzierenden Garn ab. Ringgesponnene Garne erfordern feinere, längere und stärkere Fasern, in dieser Reihenfolge der Wichtigkeit. Rotorgesponnene Garne benötigen stärkere, feinere und eine Mindestanzahl kurzer Fasern, in dieser Reihenfolge der Wichtigkeit.
  • Feine Garne brauchen feinere und längere Fasern, für grobe Garne reichen gröbere Fasern mit mittlerer Stapellänge aus.
  • Webstoffe erfordern stärkere und längere Fasern, was für Langlebigkeit sorgt. Bei Strickgeweben sind feinere Fasern nötig, die Elastizität ermöglichen.
  • Beim Mischen von Fasern sollten nur Vorlagen verwendet werden, die innerhalb einer Woche verarbeitet wurden, um Probleme beim Stricken und bei der Farbaufnahme im Gewebe zu vermeiden.
  • Entscheiden Sie sich für Baumwolle, die für größtmögliche Flexibilität bei der Auswahl von Baumwollballen für die Vorlage sorgt. Bei Baumwolle unterschiedlicher Herkunft bietet US-Baumwolle sicherlich diesen Vorteil, wenn sie mit Bedacht gekauft wird.
  • Werden unterschiedliche Garne hergestellt oder verschiedene Spinntechniken verwendet (Ring- oder Rotorspinnen), benötigt man Baumwollfasern, die diese Vielseitigkeit ermöglichen. Nur US-Baumwolle kann eine diversifizierte Bearbeitung bei minimalen Kosten gewährleisten.
  • Das Mischen von Baumwolle unterschiedlicher Herkunft kann sehr riskant sein, wenn die Baumwolle in den jeweiligen Regionen anders produziert wird.
  • Baumwolle unterschiedlicher Pflücktechniken (Cotton Stripper vs. Erntemaschine mit Spindeln) zu mischen, kann ebenfalls riskant sein, da sich die Vorbehandlung unterscheidet.
  • Baumwollballen mit extremen Micronaire-Werten (unter 3,5) sollten nicht in die Vorlage gelangen, um weiße Flecken im Gewebe zu vermeiden, die Ansammlungen ungefärbter, unreifer Fasern sind.
  • Auch Baumwollballen mit extremem +b-Wert (über 11,5) sind für die Vorlage ungünstig, da sie zu nicht vorhersehbaren Garndefekten und Farbabweichungen im Gewebe führen.

Was ist das Mini-Mix-Konzept?

  • Das Mini-Mix-Konzept bezieht sich darauf, wie die unterschiedlichen Ballen bei der Vorlage angeordnet werden.
  • Die Ballen in der Vorlage werden nacheinander mithilfe eines Ballenzupfers in den Putzraum eingespeist.
  • Faserbüschel der einzelnen Ballen werden dann gleichzeitig in Mehrmischern mit sechs oder acht Kammern gemischt.
  • Ein Mini-Mix besteht aus einer Gruppe von vier bis sechs benachbarten Ballen der Vorlage.
  • Bei jedem Mini-Mix sollten die Micronaire-Werte eine symmetrische Form von niedrig über mittel zu hoch bilden. Die +b-Werte sollten eine Zickzackform von hoch nach niedrig bilden.
  • Baumwolle unterschiedlicher Herkunft sollte alternierend angeordnet werden, wie unten dargestellt.
  • Das sorgt für ein konsistentes Muster beim Faserneinzug und schließlich für eine homogene Mischung.

Wie stellt man die Güte der Fasermischung fest?

Die Güte der Mischung hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Die Bandbreite der Fasereigenschaften in der Ballenvorlage
  • Die Durchsatzrate des automatischen Ballenöffners
  • Die Anzahl der Mehrmischer, die in der Öffnungs- und Reinigungslinie verwendet werden
  • Die Anzahl der Kammern im Mehrmischer
  • Die Effizienz des Lufttransportsystems zu den verschiedenen Einfüllschächten

Beim Planen einer neuen Baumwollmischung sollten diese Schritten befolgt werden:

  1. Alle Baumwollballen mit dem HVI-System testen
  2. Alle oben genannten Bedingungen einhalten
  3. Auf guten und sauberen Zustand der Öffnungs- und Reinigungslinie achten

Zur Messung der Güte der Mischung werden Baumwollproben aus jedem Einfüllschacht entnommen und mithilfe des HVI-Systems getestet. Die durchschnittlichen Fasereigenschaften der Stichproben aus dem Einfüllschacht sollten gleich den durchschnittlichen Fasereigenschaften der Ballenvorlage sein. Große Unterschiede bei den Fasereigenschaften der verschiedenen Füllschächte können viele Gründe haben, etwa: a) ungeeignete Auswahl von Baumwollballen für die Vorlage, b) ungeeigneter Mini-Mix, c) schlechte Vermischung der Fasern bei der Verarbeitung, d) ineffizientes Fasertransport- und Luftverteilungssystem und e) mechanische Probleme.